Brutale Tour auf die Hochalmspitze

Am Gößkarspeicher
Am Gößkarspeicher

Der Wecker klingelt um 3:00 Uhr, es regnet in Strömen. Geschlafen habe ich wieder einmal nur wenig, die Aufregung vor Hochtouren habe ich einfach noch nicht in den Griff bekommen. Der Wetterbericht hat eine deutliche Verbesserung vorhergesagt, also rein ins Auto mit den Fahrrädern und Abfahrt nach Mallnitz. Vom Ort geht es über eine kleine Straße (die 2020 in einem sehr schlechten Zustand war) bis zu einem Schranken, ab hier setzen wir die Anfahrt mit den Fahrrädern fort. Am Parkplätz Gößkarspeicher parken wir die Räder und marschieren mit schwerem Hochtourenrucksack auf einem Traktorweg zur Gießenerhütte. Von der Hütte geht es auf einem markierten Wanderweg zur Lassacher Winkelscharte. Hier haben wir uns kurz gewundert, da zwar eine Tafel den Klettersteig ankündigte, dieser aber nirgends zu sehen war und der GPS Track irgendwohin ging, nur nicht in Richtung der Beschilderung. Die angegebenen eineinhalb Stunden zum Gipfel kosten mich ein müdes Lächeln, angesichts der Strecke, die noch vor uns liegt.

Am Detmolder Grat
Am Detmolder Grat

Ich ignoriere das GPS und wir folgen der Beschilderung. Es geht über einfaches Blockgelände in einem S-Bogen hinauf zum Grat. Durch die 2cm hohe Neuschneeschicht ist es auf dem Fels sehr glatt und wir kommen nur langsam voran. Der markierte Weg ist durch den Schnee ohnehin schwer zu finden und zusätzlich wird der Nebel immer dichter. Als wir das Gletscherfeld des Trippkees erreichen, diskutieren wir den Abbruch der Tour. Die Stimmung ist durch die schlechte Sicht, Neuschnee und Nässe nicht mehr ganz so gut. Der Nebel lichtet sich im oberen Bereich jedoch etwas und man erkennt den Einstieg zum Klettersteig, somit entscheiden wir uns gegen einen Abbruch und Elisabeth spurt im 20cm tiefen Neuschnee nach oben zur Seilversicherung.

Trippkees
Trippkees

Dem Seil folgend erreichen wir nach einer gefühlten Ewigkeit den Gipfel, Schnee und Eis machen den Schwierigkeitsgrad C zu einer körperlichen und mentalen Herausforderung. Die Mühen werden aber heute belohnt, als wir das Gipfelkreuz erreichten, reißt die Nebeldecke auf und wir werden mit tollen Ausblick für die Strapazen entschädigt.

Hochalmspitze
Hochalmspitze

Ohne lange Rast überschreiten wir den Hochalmer auf 3360m und treffen nach Stunden wieder auf Bergkameraden, die unsere Abstiegsroute über die Steinernen Mandln (eine imposante Felsformation auf dem Grat) bereits gespurt haben. Wir folgen dem Grat zu einer schmalen Scharte, hier beginnt die Seilversicherung für den Abstieg über eine steile Felswand.

Steinerne Mandln
Steinerne Mandln

Über mehrere Eisenstifte und Eisenleitern geht es sehr ausgesetzt hinunter. Mit dem schweren Rucksack war diese Stelle für mich eine echte Herausforderung. Unten angekommen gilt es noch das 45 Grad steile Gletscherfeld zu bewältigen. Unten angekommen folgen wir in der warmen Nachmittagssonne dem gut markierten, jedoch schier endlosen Weg zurück zur Gießenerhütte. Nach einer kurzen Regeneration bei der sehr gut besuchten Hütte geht es hinunter zum Parkplatz Gößkarspeicher und mit den Fahrrädern zurück zum Auto.

Da ich aufgrund des Nebels die Hälfte der Tour keine Sonnenbrille getragen habe, sind meine Augen ziemlich gerötet. Weil ich natürlich auch die Sonnencreme weggelassen habe, merke ich mittlerweile auch eine dezente Spannung im Gesicht.

Die Eintagestour auf die Hochalmspitze war, auch aufgrund der gesperrten Zufahrt zum Gößkarspeicher, für mich körperlich und mental brutal. Die Tour werde ich auf jeden Fall wiederholen, allerdings dann bei besserem Wetter und mit Übernachtung auf der Gießener Hütte.