Großvenediger - Die Einsteigerhochtour

Auf der Kürsingerhütte
Auf der Kürsingerhütte

Endlich klingelt der Wecker. Es ist 3:45 Uhr und eine schlaflose Nacht auf der Kürsinger Hütte (wieder einmal der Aufregung geschuldet) geht zu Ende. Der Wind bläst und es regnet leicht, nicht die besten Bedingungen für einen langen Anstieg über den Gletscher. Wir starten mit zwei Seilschaften, eine davon mit Bergführer und machen uns mit Stirnlampen auf den Weg.

Zustieg zu Gletscher
Zustieg zu Gletscher

Am Anseilplatz kommen erste Zweifel auf, ob wir es heute überhaupt auf den Gipfel schaffen werden. Je höher wir aufsteigen, desto stärker wird der Wind, auf meiner Sonnenbrille hat sich bereits eine Eisschicht gebildet. Die Sicht wird immer schlechter, wir spuren durch hüfthohen Neuschnee bei dichtem Nebel. Dem GPS zufolge haben wir ca. die Hälfte der Strecke geschafft, aber an dieser Stelle muss die Entscheidung für die Umkehr getroffen werden. Die Gefahr sich bei diesen Wetterbedingungen am Gletscher zu verirren und in eine der zahlreichen Spalten zu stürzen ist zu groß.

Zwei Monate später starten wir einen neuen Versuch, diesmal bei sicheren Wetterverhältnissen und ohne Neuschnee. Über den Gletscherlehrpfad geht es zum seilversichterten Schmuck-Steig und über diesen hinauf zur Kürsinger Hütte. Am Abend lernen wir dort zwei Alpinisten kennen, die beide "free-solo" unterwegs und auf der Suche nach einer Seilschaft sind. Ich überlege kurz, wir entscheiden uns dann aber gegen ein Seil-Asyl.

Am nächsten Morgen sind wir wieder die ersten, die sich auf den Weg zum Gletscher machen. Auf der gut angelegten Spur kommen wir sehr schnell vorwärts, die Spalten sind gut erkennbar.

Anstieg auf dem Gletscher
Anstieg auf dem Gletscher

Der Anstieg verläuft unschwierig in moderater Steigung, stetig einem Rechtsbogen folgend bis zum Gipfel. Obwohl wir an diesem Tag als erste Seilschaft den Gipfel erreichen, ist trotzdem schon einiges los, da der Südanstieg von Osttirol aus etwas kürzer ist.

Am Gipfelgrat
Am Gipfelgrat

Nach einer kurzen Rast steigen wir wieder ab und stärken uns bei der Kürsinger Hütte mit einem großen Stück Kuchen.

Ich bin sehr glücklich, dass ich beim zweiten Versuch auf dem Gipfel des Großvenedigers stehen durfte. Obwohl der Anstieg für mich keine technische Herausforderung darstellte, war die Länge der Tour noch einige Tage später in den Beinen zu spüren.