Großglockner - Auf das Dach Österreichs

Der Gipfel ist noch in den Wolken
Der Gipfel ist noch in den Wolken

Der Großglockner war für mich der Einstieg in das Thema Hochtouren. Seit der gemeinsamen Erstbesteigung mit unseren Freunden und den Kalser Bergführern Peter und Peter im Jahr 2016 war und ist es bis heute der schönste Gipfel, auf dem ich stehen durfte. Damals waren die Eindrücke überwältigend, angefangen von dem Gletscher und der Höhe bis hin zur bis dato unbekannten Gegenständen wie Steigeisen, Seil oder Pickel. Wir waren so damit beschäftigt, unsere Ausrüstung richtig zu bedienen und unseren Bergführern zu folgen, dass der Schönheit der Landschaft beinahe etwas zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt werden konnte.

Das wunderschöne Ködnitzkees
Das wunderschöne Ködnitzkees

So entschlossen wir uns für eine erneute Besteigung im August 2020, diesmal mit eigener Ausrüstung und einem absolvieren Hochtourenkurs. Nach einer (der Aufregung geschuldeten) schlaflosen Nacht im Lucknerhaus begann die Tour um 5:30 Uhr Richtung Stüdlhütte. Wir machten Bekanntschaft mir einem Bergkameraden, der uns fragte, wann wir denn vorhaben, am Gipfel zu stehen. Ich antwortete so präzise wie es mir zu diesem Zeitpunkt der Tour möglich war:

"Schau ma amoi..."

Über das wunderschöne Ködnitzkees geht es mit Steigeisen in einem leichten Rechtsbogen hinauf zum Fels und über einen kleinen Aufschwung zum seilversicherten Steig zur Erzherzog Johann Hütte. Obwohl oder gerade weil wir schon einige Klettersteigerfahrung gesammelt haben entschied ich mich mit einer langen Bandschlinge und Karabiner im Steig zu sichern. Der Rucksack schwer, die Füße schon müde - ein bisschen Risikominimierung kann da nie schaden, vor allem mit so einfachen Mitteln. Die Ankunft auf der Adlersruh war, wie schon 2016, ein tolles Erlebnis. Hier kann die Entscheidung gefällt werden, den Gipfelanstieg auf den nächsten Morgen zu verlegen. Auch wenn der Gipfel so nah zu sein scheint, ist doch noch einiges an Anstrengung notwendig, um den Gipfel zu erreichen.

Erzherzog Johann Hütte
Erzherzog Johann Hütte

Wir entschieden uns den Anstieg nach einer kurzen Rast fortzusetzen. Hinter der Hütte geht es am Grat entlang zum Glocknerleitl. Der Anstieg über dieses sehr steile Gletscherfeld war äußerst schwierig, da in der Steigspur das Schmelzwasser abwärts floss. Am Rand zum Felsen trafen wir auf den Bergkameraden von der Stüdlhütte, dieser war mit seinem Begleiter bereits wieder am Abstieg. Zu unserem Verwundern waren die beiden ohne Seil und nur mit Grödel an den Schuhen unterwegs. Und schließlich passierte es - der Begleiter verlor den Halt und rutschte das gesamte Gletscherfeld hinunter und wurde schließlich von dem Geröll am unteren Ende gebremst. Dieser Absturz ist zum Glück glimpflich ausgegangen, hätte mit besserer Ausrüstung und Technik aber wahrscheinlich verhindert werden können.

Glocknerleitl
Glocknerleitl

Durch die Klimaerwärmung geht das Gletscherfeld immer weiter zurück und der Übergang von Schnee auf Fels wird immer schwieriger. Es wurden deshalb Schiffstaue angebracht um den ausgeaperten Fels zu überwinden. Gegenseitig sichernd kletterten wir hinauf zum Kleinglockner, hinunter zur Glocknerscharte (die im Sommer sehr unspektakulär zu überwinden ist) und schließlich hinauf zum Großglockner. Das Gefühl, ganz oben beim goldenen Kaiserkreuz zu stehen ist fantastisch, noch dazu, wenn keine anderen Bergsteiger für ein Gipfelfoto drängen.

Großglockner 3798m
Großglockner 3798m

Über die Aufstiegsroute ging es wieder zurück zur Adlersruh und am nächsten morgen über den Mürztalersteig und die Hühnerleiter wieder hinunter ins Tal.

Obwohl der Aufstieg für mich keine große technische Schwierigkeit darstellte, hatte ich die Tour wesentlich einfacher in Erinnerung. Wer also keine entsprechende Ausrüstung und Erfahrung hat, hat aus meiner persönlichen Erfahrung mit den Kalser Bergführern ein wesentlich besseres Erlebnis, als auf eigene Faust womöglich sein Leben zu riskieren.